Dienstag, 30. September 2014

Herbst- Blues


Passend zum Herbst (den ich eigentlich als meine Lieblingsjahreszeit bezeichnen würde) hab ich momentan wieder ein richtiges Tief.
Die Studie mit meinem implantierten Sensor, die ja 8 Wochen lang richtig super lief, ist leider zu Ende. Während dieser Zeit waren meine Werte so der Maßen gut, dass ich jetzt leider in ein richtiges Loch gefallen bin.
Dieser Sensor war einfach um Meilen besser als alle anderen Sensoren, die aktuell so zu haben sind, aber leider eben noch nicht ganz Marktreif. Aber es hat mein Leben viel einfacher und so viel unkomplizierter Gemacht! Ich hab meine Werte konstant halten können und mein Insulinverbrauch hat sich auch herrlich reduziert.
Eigentlich ist es ja quatsch, der Sensor ändert ja nix an meiner Therapie, nur daran, wie ich mich verhalte. Und leider klappt das jetzt ohne Sensor wesentlich schlechter.

Und ich versuche, mich von den jetzt wieder deutlich schwankenden Werten nicht zu sehr hinabziehen zu lassen.
Als mein Sensor den Geist aufgab, hab ich mich für knapp zwei Wochen total hilflos gefühlt. So viele Jahre lang war es völlig normal, nur die punktuellen Blutzuckermessungen zu haben, mal einen Sensor der ein paar Tage lang gut lief, aber bei dem man immer aufpassen musste, dass er nicht abfällt oder kaputtgeht. Zudem habe ich zuletzt mindestens 10, eher sogar 14 Messungen am Tag gebraucht, um einigermaßen zurecht zu kommen.
Mit meinem Sensor hatte ich am Ende genau noch die 2 Messungen für die Kalibration, ansonsten brauchte ich weder beim Sport noch beim Essen zu messen, der Sensor war unglaublich genau und schnell.

Und jetzt hab ich ständig so Momente, in denen ich messe und einen Wert von 275mg/dl angezeigt bekommen! Und ich weiß nicht wieso! Eigentlich erwarte ich einen Top- Wert! Unter dem Sensor hab ich doch auch nicht ständig solche Schwankungen gehabt! Vielleicht schiebe ich da aber auch einfach gerade zwei Dinge zusammen, die eigentlich unabhängig voneinander sind.

Frust frust frust!
Trotzdem! Momentan schiebe ich echt Frust. Der letzte Hba1c war 6,9! Hallo!!! So einen guten Wert hatte ich noch nie! Aber wenn das so weitergeht, bin ich ratz- fatz wieder bei 8,.... Und das ärgert mich maßlos momentan. Dieses hilflose Gefühl ist sooo ätzend, zudem merke ich meine Hypos momentan (da hat vermutlich der Sensor "schuld" dran, er hat mich ja bei 80 schon gewarnt) auch wieder erst bei 40- 45 mg/dl. Und die hohen Werte eben fast gar nicht. UND ICH WEIß EINFACH NICHT WORAN ES LIEGT!

Ich schreibe jetzt wieder Tagebuch, momentan scheint es aber vor allem ein Problem des Mahlzeiteninsulins zu liegen. Ein weiterer Verdacht wäre, dass vllt mein Insulin nicht mehr in Ordnung ist. Das Apidra wirkt ja eigentlich gut, bloß habe ich mittlerweile ja meine Insulindosis am Tag auf (für mich ungewohnt niedrige) 50-70 Einheiten gesenkt und dadurch liegt so ein Fläschen natürlich länger angebrochen rum (ich nutze die 10ml Durchstechflaschen). Ob dies vllt ein Grund sein könnte, werde ich spätestens morgen erfahren, dann hole ich neues Insulin aus der Apotheke, leider ist das aktuelle Fläschen nämlich auch noch das letzte -.-

Eine weitere Option ist natürlich, dass meine Erkältung immer noch nicht ganz auskuriert ist und ich immer noch Husten habe. Aber eigentlich schenke ich dieser Option nicht so starke Beachtung, das war bislang noch nie so.

Deshalb setze ich große Hoffnung auf das frische Insulin, ansonsten werde ich mich wohl einfach weiter ärgern müssen... auch wenn das alles andere als zuträglich für einen stabilen Blutzucker ist.
Bloß fällt mir das gelassen- bleiben am aller schwersten, ich neige immer noch sehr dazu, an meinen Werten und meiner eigenen Therapie zu zweifeln und fürchte mich davor, dass es wieder so wird wie vor knapp einem Jahr. Ich komme immer noch viel zu schnell in so einen Gedankenkreislauf, dass ich der Meinung bin, ich bekäme es nichts auf die Reihe und mache alles falsch. Mittlerweile weiß ich, dass das Gedanken sind, die ich mir selbst einrede, die für mich total kontraproduktiv sind und die auch einfach total negativ übertrieben sind.

Aber das zu ändern, fällt mir sehr sehr schwer. Falls es noch jemandem so geht, vllt noch mal kurz meine Strategien, um nach Möglichkeit nicht wieder in diesem Teufelskreis zu versinken. Leider ohne Gewähr, aber mir hilft manches davon.
  • Ablenkung: vor allem frische Luft und Sport. Da ich mich manchmal zu "richtigem" Sport nicht aufraffen kann, gehe ich spazieren, wenigstens eine kleine Runde. Lieblingsmusik auf Kopfhörer richtig laut und los. Im Idealfall ist danach auch der Zucker wieder ein wenig besser.
  • Handeln: Am schlimmsten ist für mich dieses Gefühl der Hilflosigkeit. Das einzige, was dagegen wirklich hilft, ist aktiv zu werden. Ich setze mich dann an mein Tagebuch (oder fange wieder an, eines zu führen;) ) und schaue, was ich vllt direkt ändern könnte. Häufig geht es mir schon besser, wenn ich eine Erklärung für einen bestimmten hohen Wert gefunden habe. Wenn ich weiß, was ich falsch gemacht habe, kann ich das beim nächsten mal vielleicht verhindern. 
  • Entspannung: Ich habe schon einige Entspannungsmethoden ausprobiert und erlernt, muss allerdings sagen, dass mir in solch richtigen Frust- Momenten damit nicht geholfen ist. Meist versinke ich dann noch tiefer in negativen Grübeleien und alles wird noch schlimmer. Andererseits, wenn ich es schaffe, mich auf etwas anderes zu konzentrieren, geht es mir besser. Das ist leider immer eine Sache, die man ausprobieren muss.
Och menno....

Tja, und jetzt werde ich mich also wieder irgendwie ablenken, an meinem Blog zu arbeiten ist da auch schon einmal eine gute Sache. Aber so wie es aussieht, wird das wieder eine eher unentspannte Nacht...